Jeanne Mammen war Illustratorin, Gebrauchsgrafikerin und Künstlerin. Sie wurde 1890 in Berlin geboren und starb dort 1976. In ihrem Wohnatelier, ihrer »Zauberbude«, erhält man einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben und ihr künstlerisches Werk, das ihren Lebensweg widerspiegelt. Hier lebte und arbeitete sie von 1919 bis 1976, teilweise gemeinsam mit ihrer Schwester Mimi. In den hellen Zeiten war das Atelier für beide eine kreative Oase. In der dunklen Zeit von 1933 bis 1946 war es für Jeanne Mammen ein Zufluchtsort.
Das Besondere ist, dass das Atelier nach ihrem Tod durch das Engagement ihrer Freunde und anderer Menschen erhalten blieb und heute ein Museum ist. Eine winzige Wohnung mit Atelierraum und Schlafkammer. Ohne Bad und Küche, die Toilette befand sich damals auf halber Treppe.
Kiezkarte: Ku’damm Kiez / Charlottenburg
Zielort: Kurfürstendamm 29, 10557 Berlin
Anfahrt: U-Bahnhof Uhlandstraße
Die Illustratorin Jeanne Mammen
Jeanne Mammen arbeitete als junge Frau in den Bereichen Illustration, Grafik und Bühnenbild. Diese Schaffensphase möchte ich hier etwas näher beleuchten. Es ist das Berlin der 1920er Jahre und die Anfangszeit in ihrem neuen Berliner Atelier. Frauen hatten endlich das Wahlrecht errungen, waren selbstbewusster geworden. Sie arbeiteten in Büros, Kaufhäusern, an Theaterkassen oder in Modeateliers.
Jeanne Mammen zeichnete. Ihr Stil war eine Kombination aus Zeichnung und Aquarell. Sie nutzte die Gunst der Stunde. Denn überall gab es nun Zeitschriften, Plakate und viele andere Printmedien, die man illustrieren konnte. So hatte Jeanne einen vielfältigen Auftragsmarkt. Sie zeichnete für Modezeitschriften, Satieremaganzine (Simplicissimus, Ulk), einige Kinoplakate, manchmal auch Speisekarten. Ihr Stil war gefragt: einfühlsam, neu und vor allem freundlich. Und gut beobachtet. Sie war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. So zeichnete sie das Leben der Weimarer Republik mit feinen Details. Vor allem die Frauen: Lesbische Paare, die selbstbewusste Frau, die Verführerin. Straßenszenen, Momentaufnahmen in Berliner Bars und Eckkneipen. Frauen mit Bubikopf, Zylinder und Glockenhut, in Hosenanzügen, gerade geschnittenen Flapper-Kleidern und mit der typischen Zigarettenspitze.
Jeanne Mammen brauchte nur vor die Tür zu gehen. Berlin-Charlottenburg war damals voll von kleinen und großen Theatern, Kinos, und Vergnügungsetablissements. All das tat sie gemeinsam mit ihrer Schwester Mimi, die ebenfalls zeichnete und illustrierte. Jeanne Mammen war fleißig und hatte Durchhaltevermögen. Sie war sogar in der Lage, von ihrer kreativen Arbeit zu leben. Insgesamt schuf sie in dieser Phase etwa 2500 Illustrationen für Printmedien. Ihre Karriere als Illustratorin und Gebrauchsgrafikerin endete jäh mit dem Beginn des Nationalsozialismus 1933.
Entdecken, Wahrnehmen und Reflektieren
Der Besuch des Museums ist eine Zeitreise. Schon beim ersten Schritt durch die Räume fällt es leicht, in das Leben der Künstlerin einzutauchen. Die Farben der Wände, die Böden, die alten Lichtschalter, das große Atelierfenster mit Metallrahmen… alles ist erhalten geblieben. Gemalte Bilder, Objekte, Fotos, Zeichnungen – zum Glück ist vieles ihrer Kunst bewahrt worden.
Hier 3 Impulse als Anregung:
- Geschichten
Jeder Alltagsgegenstand, jedes Bild, jede Skulptur im Atelier erzählt eine Geschichte. Auch der schwere Bücherkarren. Welche Dinge sind es, die Dich am meisten ansprechen? - Material
Es gibt viele Objekte und Bilder. Welche Materialien hat die Künstlerin dafür verwendet? Mach Dir Gedanken, warum sie gerade dieses Material zu dieser Zeit nutzte. Ziehe Rückschlüsse aus den verwendeten Materialien auf die damalige Zeit. - Stil
Wähle zwei verschiedene Werke von Jeanne Mammen aus unterschiedlichen Schaffensperioden. Vergleiche ihren Stil: Was hat sich verändert? Was ist gleich geblieben? Warum könnten diese Veränderungen passiert sein?
Die Künstlerin auf der Kiezkarte
Bist Du neugierig geworden? Meine illustrierte Stadtkarte zeigt den Standort des Ateliers in Berlin-Charlottenburg. Die Farben und die Szenerie lassen Dich in die Vergangenheit eintauchen. Die Illustration zeigt eine Szene aus der Nachkriegszeit. Die Künstlerin schmückt ihren Kronleuchter weihnachtlich mit gefalteten Objekten aus Resten wie buntem Stanniolpapier. Sie trägt einen Wintermantel, denn damals gab es kaum Heizmaterial.
Das Atelier Jeanne Mammen ist ein besonderer Ort, der von einer besonderen Frau erzählt. Ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben ist. Das winzige Museum gehört zum Stadtmuseum Berlin. Führungen können online gebucht werden. Nach dem Museumsbesuch bietet sich eine Pause in der Berliner Kaffeerösterei in der Uhlandstraße an.
Viel Freude beim Entdecken!
Mehr Bilder und Infos zu Kiezkarten findest Du unter meinem Angebot STADTPLAN & KARTEN ILLUSTRATION.